Abgeordnetenspalte:
Frischer Wind

04. November 2022

Dieser Text erschien am 4. November 2022 im Schwäbischen Tagblatt in der Rubrik “Abgeordnetenspalte”


Erst Rottenburg, jetzt Starzach, und auch in Tübingen wird heftig diskutiert: Spätestens seit der Energiekrise wird klar, wie zentral Windkraft ist: um die Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden, das Klima zu schützen und Energie bezahlbar zu machen. Leider hinkt der Südwesten beim Ausbau deutlich hinterher.


Umso wichtiger, dass Verwaltungen, Gemeinderäte und Initiativen Stellung beziehen, mit Hilfe des Energiedialoges vor Ort ins Gespräch gehen und sich um eine sachliche Debatte bemühen. Ich war in Rottenburg, habe mich mit Bürgermeister Hendrik Bednarz und Ortsvorstehern, aber auch mit der BI Rückenwind ausgetauscht. Und ja: Als ich auf den Streuobstwiesen stand, wurde ich kurz wehmütig bei der Vorstellung, dass die Bäume dort in ein paar Jahren großen Windrädern weichen. Aber ich weiß, es ist richtig.


Gerade einmal 11 Prozent der Energie im Landkreis Tübingen werden aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Das ist zu wenig. Wir erleben immer wieder die Haltung: „Windkraft grundsätzlich ja, aber doch bitte nicht bei mir.“ Und wir haben mit Argumenten zu tun, die einem Faktencheck nicht standhalten. So ist die Intensität des Infraschalls von Windenergieanlagen so gering, dass er nach wenigen hundert Metern vom Menschen nicht mehr wahrgenommen werden kann. Zumeist überdecken natürliche Geräusche den Infraschall. Und die Bauteile von Windrädern lassen sich natürlich recyceln. Ich verstehe, dass Menschen Sorgen aufgrund von Veränderungen und keine Lust auf Baustellen haben oder dass man über die Ästhetik von Windrädern streiten kann. Und ja, in einer Demokratie wie unserer muss Platz sein für Debatte und Widerspruch. Aber ich bin überzeugt: Windenergie ist nötig, damit wir mit der Energiewende und einer krisensicheren Energieversorgung vorankommen. Manche unserer Landschaften und Heimat werden sich verändern, aber wir werden sehr gut mit diesen Veränderungen zurechtkommen.


Deshalb danke ich allen, die sich an verschiedenen Stellen, ob bei Stadtwerken oder in politischer Verantwortung, in Bürgerversammlungen oder am Stammtisch, für Windenergie einsetzen.