Abgeordnetenspalte:
Überall fehlen Fachkräfte

20. Juni 2022

Dieser Text erschien am 17. Juni 2022 im Schwäbischen Tagblatt in der Rubrik “Abgeordnetenspalte”

Egal mit welchem Unternehmen oder mit welcher Einrichtung ich in diesen Tagen im Landkreis spreche – ob beim Handwerk, in der Pflege, in Kitas, in der Gastronomie oder in der Industrie: Überall fehlen Fachkräfte, Stellenausschreibungen bleiben über Monate unbeantwortet, Beschäftigte sind am Rande der Belastungsgrenze.


Konjunkturumfragen zeigen, dass jedes dritte Unternehmen in Baden-Württemberg im Fachkräftemangel ein akutes Geschäftsrisiko sieht. Der Industrie- und Handelskammertag Baden-Württemberg rechnet damit, dass sich das Problem weiter verschärft. Es ist daher Aufgabe der Politik, gemeinsam mit Industrie, Handel, Handwerk, Verbänden und Gewerkschaften Lösungen für den Fachkräftemangel zu entwickeln.


Die Ampel im Bund hat damit bereits begonnen: Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil arbeiten an einer Neufassung des Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes, mit dem ausländischen Fachkräften der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtert wird. Ein wichtiger Schritt!


Doch um das Problem nachhaltig zu lösen, müssen auch auf Landesebene Weichen gestellt werden. Mein Ziel ist, die berufliche Ausbildung attraktiver zu machen. Das hat Grün-Schwarz bislang verschlafen. Wir als SPD fordern daher eine Landesstrategie Fachkräfte. Dazu gehört, die berufliche Orientierung an Schulen zu stärken, auch an Gymnasien. Denn ein Abitur verpflichtet nicht zum Studieren.


Die SPD fordert außerdem eine Verbesserung der Beratungsangebote: Allen potenziellen Azubis kann so ein Ausbildungsplatz garantiert werden, der zu ihnen passt. Ich will, dass niemand am Übergang von der Schule in den Beruf verloren geht.  Währenddessen steigt die Landesregierung gerade sogar aus der Berufseinstiegsberatung aus.


Auch bei der beruflichen Ausbildung gilt: Bildung muss kostenlos sein. Dass das Land – anders als alle umliegenden Bundesländer – noch immer nicht die Schulgeldfreiheit für die Ausbildung von Physiotherapie und Ergotherapie eingeführt hat, ist unverständlich. Gleiches gilt für Meisterprüfungen. In den nächsten Haushaltsberatungen werde ich mich wie im vergangenen Jahr wieder für gebührenfreie Bildung einsetzen.


Ich wünsche mir, dass die berufliche Ausbildung den gleichen Stellenwert hat wie ein Studium. Und übrigens: Auch an der Uni Tübingen kann man nicht nur studieren, sondern auch eine Ausbildung machen.