Abgeordnetenspalte:
Kühlen Kopf bewahren

21. Juli 2023

Dieser Text erschien am 21. Juli 2023 im Schwäbischen Tagblatt in der Rubrik “Abgeordnetenspalte”

Friedrich Hölderlin sagte einmal: „Und was du tust, tue es nie in der Hitze.“ Das ist bei den Temperaturen, die wir durch den Klimawandel erleben, leichter gesagt als getan. War 2003 noch ein einmaliges Hitzejahr, erleben wir seit 2015 wie Rekord um Rekord in Sachen Hitze gebrochen wird. Messungen von Meteorolog*innen haben ergeben, dass der 3. Juli dieses Jahres weltweit der heißeste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen war. Der Sommer 2022 war der viertwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. In Deutschland hat er 8173 Tote gefordert, wie eine Studie des Barcelona Institute for Global Health ergab. Und erst diese Woche forderte der Bundesverband der Amtsärzt*innen neue Arbeitszeiten und eine Siesta nach südeuropäischem Vorbild. 


Klar ist: Auch wenn wir es schaffen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird die Zahl der Hitzetage weiter zunehmen. Und wir müssen uns auch hier im Südwesten darauf einstellen, wenn wir Leben retten wollen. Hier ist die Politik gefragt: Bundesgesundheitsminister Lauterbach hat im Juni zu einem Auftaktgespräch über einen nationalen Hitzeplan eingeladen. Städte wie Mannheim oder Freiburg haben bereits kommunale Hitzeaktionspläne aufgestellt. Tübingen, sonst gerne Vorreiter in Sachen Klimaschutz, kommt hier leider nicht in die Puschen, obwohl dem Gemeinderat auf meine Initiative im vergangenen Jahr ein interfraktioneller Antrag vorgelegt wurde.


Kühle Räume, Wasserstellen, Verschattungen oder auch eine entsprechende Kommunikation an vulnerable Gruppen, all das müssen die Kommunen angehen. Das Land wiederum muss die Erstellung von Hitzeaktionsplänen sinnvoll unterstützen und vorantreiben. Das momentan laufende Projekt „Hitzeaktionsplan Öffentlicher Gesundheitsdienst“ darf kein Strohfeuer sein. Die Enquete-Kommission Krisenfeste Gesellschaft im Landtag, der ich angehöre, hat deshalb dringend empfohlen vorhandenen Regelstrukturen auch für diese Krise zu ertüchtigen.

Wir müssen alle auf uns achten: viel trinken. Weite, leichte und helle Klamotten und im Freien eine Kopfbedeckung tragen. Die Wohnung tagsüber kühlen und verdunkeln. Sonnencreme auftragen. Einkäufe, Spaziergänge und Sport in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden erledigen. Und auf unsere Mitmenschen, insbesondere Ältere, Acht geben.