Abgeordnetenspalte:
Job für Betriebe und die Politik

16. Februar 2024

Dieser Text erschien am 16. Februar 2024 im Schwäbischen Tagblatt in der Rubrik „Abgeordnetenspalte“

Auf wenige Dinge sind wir als Gesellschaft und in unserem Alltag so angewiesen wie auf das Handwerk. Egal ob Energiewende, Klimaschutz, Gebäudesanierung, E-Mobilität oder Digitalisierung: alles Jobs mit Zukunft, bei denen ohne Handwerk nichts geht. Was viele nicht wissen: Fachkräfte im Handwerksbetrieb stehen bei Bezahlung und Verantwortung nicht schlechter da als mit Uniabschluss. Eine der derzeit größten Herausforderungen im Handwerk ist aber der Fachkräftemangel. Allein im Ländle gibt es 17.000 offene Stellen und 12.000 unbesetzte Ausbildungsstellen. Diesen Fachkräftemangel zu bekämpfen ist nicht nur der Job der Betriebe und Kammern, sondern auch der Politik.

Wir müssen die berufliche Bildung stärken. Gerade in der Unistadt Tübingen ist das wichtig. Es braucht auch in den Gymnasien eine ergebnisoffene Berufsorientierung. Die Einführung des Bildungsgangs AVdual war ein wichtiger Schritt. Der Ausstieg des Landes aus der Berufseinstiegsbegleitung ist falsch und hat Konsequenzen auch auf Schulen im Kreis Tübingen. Gute Landesprogramme wie „Erfolgreich ausgebildet – Ausbildungsqualität sichern“, das Ausbildungsabbrüche verhindert, müssen in die Dauerfinanzierung. Meisterprämien müssen erhöht und verlängert werden. Der Bund liefert: Für die Fachkräftesicherung stellt die Ampel allen Haushaltsproblemen zum Trotz 20 Millionen Euro mehr zur Verfügung. Entsprechende SPD-Anträge im Landtag hat Grün-Schwarz leider abgelehnt.

Wir müssen bei der Einwanderung echte Fortschritte machen. Die Ampel hat mit der Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes einen wichtigen Schritt genommen. Die Visavergabe in Konsulaten und Botschaften muss effizienter und digitaler gestaltet werden. Gleichzeitig muss auch das Land seinen Beitrag leisten: Ausländerbehörden müssen für Willkommenskultur statt Warteschlangen stehen. Es muss für Zuwanderer*innen einfacher werden, eine duale Ausbildung zu beginnen. Der Erhalt von Berufsschulen, mehr bezahlbarer Wohnraum insbesondere für Azubis und die Förderung für Integration vor Ort gehören auch dazu.

Und weil es dem Handwerk viel zu oft an Wertschätzung fehlt, hier einfach mal: Danke an unseren Bäcker, meine Friseurin, alle Schornsteinfeger, den Elektrikerbetrieb meines Vertrauens, meine Augenoptikerin und die vielen Handwerker*innen, ohne die einfach nichts mehr ginge!